Am 22.10.2025 startete im Steigenberger Hotel Köln das Digital Marketing Camp. Wir waren vor Ort und freuten uns über eine angenehme Runde, in der man gut netzwerken kann. Kein überfülltes Großevent, sondern eine konzentrierte Fachkonferenz, die echten Austausch ermöglicht. Gleich zu Beginn machte der Product Manager von Rheinwerk klar, worum es in diesen zwei Tagen gehen würde: Wie gelingt digitales Marketing in einer Welt, in der KI, Algorithmen und neue Plattformen wie TikTok Shopping das Tempo bestimmen?
Das Camp verstand sich als Werkzeugkasten für Marketer – mit Wissen, das über schicke Slides hinausgeht und direkt in der Praxis greift.
Impact statt Impressions – Keynote von Britta Behrens
Den Auftakt machte Britta Behrens mit einer inspirierenden Keynote über LinkedIn und die Kunst, Wirkung statt Reichweite zu erzielen. LinkedIn sei längst keine reine Jobbörse mehr, sondern die größte B2B-Plattform weltweit – mit über 1,2 Milliarden Accounts. Behrens zeigte, wie Thought Leadership funktioniert: wenn Persönlichkeiten nicht nur glänzende Erfolgsgeschichten, sondern auch Rückschläge und Lernprozesse teilen. Beispiele wie Tina Müller (Weleda) oder Christina Stahl (Alemi) machten deutlich, dass Authentizität auf LinkedIn entscheidend ist.
Ihre Hacks waren praxisnah: von barrierefreien Texten über die versteckten Features der Unternehmensseiten bis hin zur Frage, wann ein Premium-Profil lohnt. Und auch zur Rolle der KI fand sie klare Worte: „Wer LinkedIn mit KI-Content flutet, hat die Plattform nicht verstanden.“
Local SEO im KI-Zeitalter – Was zählt jetzt wirklich?
Mit gewohntem Pragmatismus zeigte Sven Deutschländer, worauf es beim lokalen SEO wirklich ankommt. Sein Credo: Sichtbarkeit muss Umsatz bringen. Das Herzstück bleibe dabei das Google Business Profil – heute wichtiger denn je, auch im Zusammenspiel mit KI-Assistenten.
Name, Adresse, Öffnungszeiten, Bewertungen – all das müsse überall identisch und sauber gepflegt sein. Besonders betonte er die Macht von Bewertungen: negativem Feedback lösungsorientiert begegnen, positives aktiv fördern. Auch Fotos und strukturierte Daten seien unterschätzte Rankingfaktoren.
Deutschländers zehn Tipps für erfolgreiches Local SEO:
- Pagespeed im grünen Bereich halten
- Strukturierte Daten erstellen
- Intensive Einbindung lokaler Komponenten
- Klare, maschinenlesbare Content-Struktur mit H-Überschriften
- Zitierfreundliche Inhalte anbieten
- Landingpages erstellen, die Google und Nutzer schlau machen
- FAQs beantworten
- Qualität der Inhalte
- Autorenprofile
- Bewertungen und Kundenstimmen
Sein Fazit: „Keine Panik vor KI – aber höchste Zeit, die eigenen Daten und Prozesse sauber aufzustellen."
Google Analytics: KI trifft Kunden
Im Vortrag von Markus Vollmert ging es um die neuen Herausforderungen der Datenerhebung im KI-Zeitalter. Zero-Click-Suchen, Adblocker und Cookie-Banner machen die Customer Journey löchrig. Wer Pech hat, verliert die Hälfte seiner Datenbasis.
Vollmert zeigte, wie Google Analytics 4 mit KI-Unterstützung versucht, diese Lücken zu schließen – etwa durch Anomalie-Erkennung oder das Consent Modelling, das fehlende Daten hochrechnet. Spannend war auch der Ausblick auf den kommenden Analytics Advisor, der wie ein Chatbot direkt in GA4 integriert wird.
Sein Appell: Marketer sollten KI als Partner begreifen – nicht als Blackbox, sondern als Werkzeug, das mit qualitativ guten Daten gefüttert werden will.
Der perfekte Website-Relaunch: Mit SEO und KI zum Erfolg!
Nadine McNulty von Claneo nahm uns mit in die Welt des Website-Relaunches – einem Prozess, der häufig unterschätzt wird. Ihr wichtigster Rat: SEO muss von Anfang an mit am Tisch sitzen.
In fünf Phasen – von Analyse über Redirect-Mapping bis Post-Launch-Check – zeigte sie, wie strukturierte Planung vor bösen Überraschungen schützt. Besonders hilfreich waren ihre Tools und KI-Tipps: von Langdock für URL-Cluster bis hin zu Facebook AI Similarity Search für automatisiertes Redirect-Mapping.
Ihr pragmatischer Ansatz kam an: „Kommunikation, Testen, Zeit – das sind die wahren Erfolgsfaktoren eines Relaunches.“
AI Overviews verstehen – Strategien für eine Suche ohne Klicks und was das für SEO bedeutet
Zum Abschluss erklärte Hanns Kronenberg, wie Googles neue AI Overviews die Suche verändern – und warum sie für SEOs Fluch und Chance zugleich sind.
Klicks gehen zurück, Sichtbarkeit bleibt – aber ohne Traffic. Die Lösung liege darin, Inhalte zu erstellen, die zitierfähig sind. Dazu gehören klare Strukturen, prägnante W-Fragen und sichtbare Autoren.
Kronenberg zeigte, wie man mithilfe von Gemini 2.5 und Tools wie GPT Insights nachvollziehen kann, welche Quellen Google für AI Overviews bevorzugt. Sein Fazit: „SEO bleibt die Grundlage – aber wer künftig sichtbar sein will, muss so schreiben, dass KI den Text versteht und zitiert.“
Fazit: Zwischen KI und Kreativität
Das Rheinwerk Digital Marketing Camp war kein gewöhnliches Branchenevent – sondern ein intensiver Deep Dive in die Gegenwart und Zukunft des Marketings. Zwischen Strategie, Datenanalyse und Künstlicher Intelligenz blieb genug Raum für das, was am Ende zählt: echte Wirkung, menschliche Perspektive und Leidenschaft für gutes Marketing.
Wir nehmen mit: KI ist kein Gegner, sondern ein Werkzeug. Und wer sie versteht, kann ihre Mechanismen nutzen, um weiterhin das zu tun, was Marketing am besten kann – Menschen erreichen.
Foto: HIVAN ARVIZU @soyhivan / Unsplash