In unserer Reihe “Personen aus der Szene” stellen wir euch regelmäßig Persönlichkeiten vor, die in Eurer Übersicht nicht fehlen sollten. Diese Menschen bringen die Szene wirklich voran und überzeugen mit spannenden Ideen und interessanten Insights.
Heute geht es um: Bernard Zitzer
Hallo Bernard und vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Gespräch genommen hast. Einige unserer Leser kennen dich vielleicht als Consultant und als Mitglied im XOVI Expertenrat. Aber stelle dich doch bitte selbst einmal vor.
Hey Oliver, aber gerne doch und danke für die Einladung! Manch einer kennt mich außerdem noch von meiner Zeit bei der Online Marketing Agentur netspirits, dort habe ich fast 2 Jahre als SEO Manager gearbeitet, bevor ich mich Ende letzten Jahres selbstständig gemacht habe.
Aktuell bin ich 26 Jahre alt und lebe zufrieden im jecken Köln. Aufgewachsen bin ich aber im gemütlichen Marburg, mitten in Hessen. Ich lebe als Minimalist, trage so ziemlich jeden Tag die gleichen Klamotten und gebe mein Geld am liebsten für Dinge aus, die man genießen kann und die Erinnerungen schaffen (Essen, Reisen, Aktivitäten, etc.). Letzte Woche bin ich übrigens aus Indien zurückgekommen, wo ich insgesamt einen Monat verbracht habe und dieses Interview schreibe ich gerade aus einem Café in der Kölner Innenstadt.
Aber zurück zum Online Marketing. Meinen Schwerpunkt in der Welt des SEO bezeichne ich als Search Experience Optimization (SXO), zu deutsch Sucherfahrungsoptimierung. Offen gesagt mag ich den alten SEO-Begriff “Search Engine Optimization” gar nicht, da er impliziert, dass ich primär für die Maschine optimiere, dabei versuche ich bei SXO die Sucherfahrung für den Nutzer zu optimieren, sodass Google nicht anders kann, als die Website mit guten Rankings zu belohnen. Denn “zufriedene Nutzer”, das wünscht sich Google auch am meisten.
Definitiv. Zu dem Thema habe ich auch einen wirklich tollen Vortrag auf der Campixx 2016 von dir gesehen. Willst du mal ein bisschen ausführen, wie du darauf gekommen bist, SEO von dieser Seite aus zu betrachten?
Ich wusste gar nicht, dass du auch da warst! Da freut mich dein positives Feedback umso mehr, vielen Dank!
Doch zu deiner Frage: Wie bin ich zu Search Experience Optimization (SXO) gekommen?
Natürlich hatte ich mich nicht von Anfang an damit beschäftigt. Es hat eine gewisse Weile gedauert, bis ich vom normalen, „Oldschool“ SEO hier gelandet bin.
Zu meiner Anfangszeit hatte ich nur nachgekaut, was andere einem sagten und was man online so gelesen hatte: Hx-Deklaration, Snippets, Keyworddichte, Linkanzahl und all das andere Zeug. Natürlich war das extrem wichtig, um zu verstehen wie der Crawler funktioniert und um die Basics des Algorithmus zu verstehen. Das „Wie“ und „Was“ waren damit geklärt.
Irgendwann bin ich über einen Google-eigenen Artikel gestolpert: „Unsere Zehn Grundsätze“ als erster Grundsatz stand oben ganz fett: "Der Nutzer steht immer an erster Stelle, alles Weitere folgt von selbst.“
Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, alles was ich über Google wusste, jede H1, jeder Link und jedes Keyword dienen ausschließlich dazu, um dem Nutzer das bestmögliche Ergebnis zu liefern. Etwa zeitgleich stieß ich auf mehrere Artikel, die die Nutzersignale und deren Einfluss auf die Rankings näher betrachteten und darstellten, wie viele Tests Google ununterbrochen durchführt, um die „besten“ Ergebnisse immer wieder mit Nutzerdaten zu validieren. Rand Fishkins weit bekannter „CTR-Test" fand darin u.a. auch Erwähnung. Und da war mir klar: Googles "Ranking-Faktoren“ (Onpage) sind die Grundlage oder das Intro und die Nutzer-Daten sind die Entscheidung bzw. das Finale.
Das ist natürlich stark vereinfacht und Backlinks etc. sind, je nach Branche, immer noch extrem wichtig, doch die Unterscheidung in A Google analysiert und stuft ein und B Nutzerdaten werden gesammelt und bestimmen die letztendliche Position, die hat sich mir da eröffnet.
Wenn du zu dieser Erkenntnis meinen großen Wunsch der Bedürfnisbefriedigung hinzufügst, der mich u.a. zu meinem Marketing Management Studium getrieben hat, das ganze mit etwas Design-Affinität und reichlich Weberfahrung ergänzt, dann landest du letztendlich bei dem, was ich heute mache. Ich konzentriere mich auf die Nutzererfahrung, die hat bei mir absolute Priorität und dazu gehören eben mehr als nur Keywords und Text, dazu gehören ganze Weberfahrungen, die über indirekte Ranking-Faktoren (Design, Navigationspfade, Joy of Use, uvm.) die letztendliche Position bestimmen. Ein guter SEO ist heute ein guter Marketer. Er kennt seine Zielgruppe, er kennt ihre Bedürfnisse und ihre Probleme, weiß, auf welche Kriterien sie Wert legt und wo sie sich aufhält bzw. welche Kommunikationsmedien sie nutzt. Für mich standen der Nutzer und seine Bedürfnisse also schon immer an erster Stelle und ich bin offen gesagt glücklich mit jedem Update mehr zu sehen, dass SEOs sich zu guten Marketern entwickeln müssen.
Kannst du denn deinen Kunden all diese Dinge aus einer Hand anbieten? Oder siehst du dich mehr als Consultant, der Dinge analysiert und vorschlägt - die Ausführung aber anderen überlässt?
Das wäre natürlich fantastisch: Bernard, die eierlegende Wollmilchsau. Nein, das kann ich natürlich nicht und möchte ich offen gesagt auch nicht. Ich sehe mich ganz stark in beratender Funktion und brauche immer auch Texter, Designer und ggf. Programmierer, die meine Vorschläge und Ratschläge umsetzen. Zwar habe ich mir selbst einen kleinen Pool von Experten aufgebaut, die hier und da eine Lücke füllen können, doch idealerweise hat der Kunde alles bereits zur Verfügung (eigene Partner oder sogar inhouse). Die beratende Tätigkeit, also die Arbeit mit Menschen macht mir dafür einfach auch zu viel Spaß.
Gibt es in deiner Beratung bestimmte Dinge, die du immer tust, egal wer der Kunde ist? Also ein paar Grundsätze, die du bei jedem Kunden erst einmal auf Vordermann bringen musst, bevor du tiefer in das Thema einsteigen kannst?
Das kommt natürlich auch ganz darauf an, mit welcher Bitte oder mit welchem Wunsch der Kunde auf mich zukommt. Manche wollen eine Launch-Begleitung, andere eine einmalige Top10-Optimierung oder UX-Optimierung und wieder andere eine dauerhafte SEO-Betreuung. Es wird in der Regel zu Beginn ein Onpage-Crawl durchgeführt, ein Blick in Analytics und die Search Console geworfen und sich ein Bild von der Informationsarchitektur gemacht. Auch wird die Website auf ungenutzte Design-, CRO und UX-Standards hin analysiert - hier kann so ziemlich jede Website in Deutschland etwas nachbessern und ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, kann ich selbstbewusst behaupten, wirklich jede Website hinsichtlich ihrer User Experience noch weiter zu verbessern. Das sind so ein paar Grundsätze, wie du sie wahrscheinlich meinst.
Was ich bei aber allen Kunden für meine Arbeit brauche ist eine ausgereifte Zielgruppenanalyse und Persona-Ausarbeitung. Nur wenn ich weiß, wer sich auf der Seite bewegt, kann ich diese auch verbessern bzw. Inhalte dafür kreieren. Viel zu oft fehlt eine ganzheitliche Marketing-Strategie, sodass man eigentlich bei Adam & Eva beginnen muss. Zum Glück finde ich das nicht tragisch, da mir Marketing Management eben auch eine Menge Spaß macht und ich mein Marketing-Fachwissen anwenden kann. Auch lasse ich mir Mitstreiter bzw. Wettbewerber zusenden, um zu sehen auf was für einem Level wir uns im Markt bewegen und um natürlich auch “besser” werden zu können, denn das reicht vielen Kunden bereits und schont das Budget.
Ich betreue heute bewusst nur einen sehr kleinen Kundenkreis dauerhaft, um meine Qualität hochzuhalten und gleichzeitig auch noch etwas vom Leben zu haben. Individuelle Einmal-Projekte, Schulungen und Workshops reizen mich aktuell daher mehr als neue dauerhafte SEO-Kunden.
Kannst du denn aus deiner eigenen Erfahrung grundsätzlich bestätigen, dass Nutzersignale sich direkt auf das Ranking auswirken - und wenn ja, in welchem Ausmaß? Denn Google beharrt ja weiterhin darauf, dass Daten aus Analytics nur für Algorithmusänderungen genutzt werden, aber nicht für einzelne Seiten.
Dass Nutzersignale eine Rolle im Ranking spielen steht außer Zweifel, das kann ich nicht nur aus eigener Erfahrung bestätigen, das zeigen auch zahlreiche Google-Patente (1, 2, uvm.). Ob die Nutzersignale sich nun direkt oder indirekt auf das Ranking auswirken, ist im Prinzip doch auch egal. Ich könnte dir jetzt zahlreiche weitere Google-Patente und Studien von anderen SEOs raussuchen. Viel wichtiger ist aber schlichtweg, dass es so ist. Das Ausmaß ist allerdings schwer zu beurteilen, manche Nutzerdaten nehmen immer Einfluss (wahrscheinlich auch direkt), andere werden sicherlich nur Branchen- oder Suchbegriff-abhängig hinzugezogen (auch Searchmetrics bringt deshalb schon branchenbezogene Ranking-Signal-Studien heraus und konstatiert das Ende der traditionellen Ranking-Faktoren) und wieder andere nehmen nur indirekt auf bestehende Metriken Einfluss und werden ggf. gar nicht individuell von Google betrachtet.
Wir könnten jetzt ewig nach einzelnen Variablen und ihrem direkten und indirekten Einfluss suchen, doch wäre es falsch, sich erneut auf Variablen zu konzentrieren und auf diese hin zu optimieren. Zum einen könnten wir schlichtweg falsch liegen und zum anderen entfernen wir uns damit wieder vom eigentlichen Ideal: den Nutzer zufrieden zu stellen, ihm Mehrwert zu liefern und Freude zu bereiten. Wir müssen uns auf den Nutzer konzentrieren, Empathie zeigen, Mehrwert kreieren. Die Daten sollten uns eher als allgemeine Indikatoren dienen, ob und wo gerade etwas völlig schief läuft oder ob wir auf der richtigen Fährte sind. SEO wird immer intangibler, immer individueller und natürlicher. Das ist gut so und damit müssen wir uns abfinden. Wer die SEO-Basics beherrscht und sich darauf konzentriert, seine Nutzer bestmöglich glücklich zu machen, der wird über kurz oder lang Erfolg haben.
Der Aussage von Google, die Analytics-Daten nicht zu verwenden, glaube ich ohne Zweifel. Wieso sollte Google die Analytics Daten auch brauchen? Google hat viel bessere Daten zur Verfügung, um die Zufriedenheit des Nutzer zu beurteilen. Mit der “Monitoring Engine”, also dem Chrome Browser, kann Google das Verhalten der Nutzer auf den Seiten nämlich viel genauer analysieren und zwar mit sogenannten Histogrammen.
Hier ein kleines Beispiel, warum Google’s Histogramme 1000x besser sind als Analytics-Daten: Betrachten wir die Metrik “Average time on Site” aus Analytics, so könnte ein Nutzer eine URL sehr lang im Tab geöffnet lassen, sich aber eigentlich in anderen Tabs umsehen. Folge: die Time on Site erhöht sich. Nun kann Google via Histogrammen aber auslesen, welches Tab gerade geöffnet ist, wie lange der Nutzer auf welchem der geöffneten Tabs verbracht hat, welche Inhalte der jeweiligen URL der Nutzer länger betrachtet hat als andere, inwiefern er mit der URL interagiert hat (Scrolltiefe, Hovern, Eingabe in Formular-Felder, Öffnen von Modals), wie lange seine gesamte Browse-Session dauerte, ob er seine Suche beendet hat, oder übermorgen fortfährt, uvm.
Metaphorisch ausgedrückt sind die Standard-Analytics-Daten die verpixelte Überwachungskamera von der Tankstelle und die Chrome-Daten das aktuellste Spionage-Tool der NSA.
Die Metriken aus Analytics werden definitiv eine Rolle in der Beurteilung der Nutzerzufriedenheit spielen, allerdings kann Google ähnliche Daten mittels Chrome-Browser erheben, viel besser anreichern und interpretieren. Wir müssen als SEOs und Webadmins aber eben mit dem arbeiten, was uns zur Verfügung steht und/oder weitere Tools nutzen, um Chrome ähnliche Daten zu sammeln und/oder die gesammelten Daten auch besser interpretieren zu können.
Inwiefern hältst du es denn für sinnvoll, sich überhaupt auf solche Zahlen zu konzentrieren? Oder sollte man lieber mit Nutzerbefragungen und A/B Tests herausfinden, was die Zielgruppe wirklich will?
Man sollte natürlich nach jedem Strohhalm greifen. Alles, was uns hilft, unsere Nutzer besser zu verstehen, ist eine wertvolle Metrik. Direktes Feedback in Form von Nutzerbefragungen ist natürlich bares Gold wert, da wirklich Besucher der Website befragt werden und diese sich schließlich von Unternehmen zu Unternehmen unterscheiden. Aber auch indirekte Varianten wie Heatmaps, Scrollmaps, User-Monitoring uvm. helfen uns zu verstehen, ob etwas hakt, alles rund läuft oder wir etwas verbessern können. A/B-Tests sind dann dazu da, die daraus geschlussfolgerten Hypothesen quantitativ zu validieren und die Umsetzung des Feedbacks operativ vorzunehmen. Kurz: Die Zahlen sind nützlich als Indikatoren und geben eine Idee, ob es sich nach oben oder nach unten bewegt, es existieren aber deutlich bessere, qualitative und quantitative Methoden, um die Sucherfahrung des Nutzers beurteilen und verbessern zu können.
Um die Erfahrung des Nutzers zu verbessern, konzentrierst du dich ja auch immer wieder auf Dinge, die andere als Kleinigkeiten abhaken würden. Was sind für dich Dinge, die oft übersehen werden, aber trotzdem einen großen Unterschied machen? Gerade habe ich zum Beispiel einen Artikel von dir über das richtige Design für den Footer gesehen.
Diese vermeintlichen “Kleinigkeiten” sind meist globale Elemente und UX-Features. Globale Elemente sind auf fast jeder URL einer Website zu finden (Header, Footer, Sidebar, Social Bar, etc.) und können starken Einfluss auf die gesamte Nutzererfahrung nehmen, in dem sie Seriosität signalisieren, Vertrauen aufbauen, die Navigation erleichtern, uvm. während UX-Features die Website erinnerungswürdig machen, indem die Website plötzlich beginnt Spaß zu machen und der Nutzer geradezu spielerisch seine Suchintention oder sein Bedürfnis befriedigen kann.
Wenn man dem Nutzer also nicht nur leicht verdaulich genau das gibt, was er sich wünscht (10x-Content), sondern ihn positiv überrascht, ja sogar begeistert, dann bleibt man in Erinnerung und wird empfohlen. Und das wiederum nimmt dann großen Einfluss auf SEO: mehr Direct Searches & Brand Searches, mehr Wiederkehrer, höheres Social Sharing, mehr Links, usw. Ich verwende gern das Beispiel: Stelle dir zwei Websites mit exakt den gleichen Inhalten vor, nur eben mit paraphrasierten Inhalten. Nun ist die eine super basic, wie ein Word-Document, die andere wiederum baut Vertrauen auf, ist leicht zu navigieren und zu erfassen, weckt mein Interesse für weitere Themen und macht Spaß zu benutzen. Zu welcher würde der Nutzer eher zurückkommen, welche würde er eher in Erinnerung behalten und welche würde er eher seinen Freunden empfehlen? Genau diesen Unterschied machen diese vermeintlichen “Kleinigkeiten” aus.
Coole Info für dich und SEO-Portal-Leser: Ich habe bereits mit der Arbeit begonnen und werde nach und nach eben solche Elemente an der Schnittstelle von SEO & UX auf meiner eigenen Website vorstellen, beleuchten und konkrete Empfehlungen für unterschiedliche Branchen und Websites aussprechen.
Da bin ich ja schonmal gespannt. Was sind, im Gegensatz zur letzten Frage, die UX-Sünden, die dir am häufigsten Unterkommen? Also Dinge, bei denen das Verständnis noch nicht durchgedrungen ist, dass man sie vielleicht besser lassen sollte?
Erst einmal Vorweg: Es kommt viel häufiger vor, dass zahlreiche wertvolle UX-Elemente fehlen, als das wirklich viel falsch gemacht wird (Sünden). Dennoch hier ein paar Klassiker (nicht der relativen Häufigkeit nach geordnet):
Das freut mich. Zu Punkt vier kann ich dir nur sagen, dass auch Google responsive Seiten empfiehlt. Weil dann muss man ja alles nur einmal machen und lediglich auf die Umbrüche achten. Dazu passend: Wie erklärst du Menschen, die damit wenig zu tun haben, die Wichtigkeit einer mobilen Seite. Denn ich sehe auch immer noch total viele Seiten, auf denen man die Inhalte mit den Fingern vergrößern muss etc. - und die Betreiber finden das zum Teil auch noch gut so.
Mit “Responsive Content” ist allerdings etwas anderes gemeint. Es ist nicht zu verwechseln mit “Responsive Webdesign”, wo sich die Text & Bildschirminhalte dem Endgerät anpassen. Bei “Responsive Content” passt sich nämlich gerade auch der Inhalt dem Endgerät an, d.h. auf Desktop ist die gleiche Textpassage ggf. umfangreicher oder sogar in einer anderen Tonalität formuliert als auf mobil. Auch können auf Desktop weitere Passagen ergänzt werden, die auf mobil bewusst weggelassen werden. “Responsive Content” meint also wirklich auf das jeweilige Endgerät ausgerichtete Inhalte und nicht bloß die Anpassung der Größe.
Nun, im Prinzip ist es das gleiche Beispiel wie oben. Wenn ich die gleichen Inhalte auf zwei Websites vorliegen habe, die eine Website die Inhalte leicht verdaulich, schön aufbereitet und gut navigierbar präsentiert, während man auf der anderen komplex zoomen und scrollen muss, dann wird schnell klar, wer hier den Vergleich gewinnt. Das ist den meisten Unternehmen aber auch klar, da brauche ich keine große Aufklärungsarbeit mehr leisten. Deutlich wichtiger ist der Einfluss und die Auswirkungen auf SEO und den damit einhergehenden Traffic. Wenn man hier die Nachteile verdeutlicht und einmal den möglichen Trafficverlust vorrechnet, werden teilweise doch schnell Berge versetzt oder es kommen zumindest Steine ins Rollen.
Ah, ok. Ja da kann es schon zu Problemen bei Mobile First kommen, wenn dann nur noch die “abgespeckte” Version angesehen wird. Da werden wir sicher in der Zukunft viele Tests und Studien sehen. Um nochmal auf deine Punkte zurückzukommen: Was sind deine besten Tipps, wenn es um die Farbgebung geht (Nummer 5)? Bei dem Thema kenne ich mich zum Beispiel gar nicht aus.
Nun die Farbgebung selbst ist meist Angelegenheit des Corporate Designs. Von den Designern sollte bereits ein Style-Sheet angefertigt worden sein, welches die Farben vorgibt. Bei der Übertragung auf die Website und die damit einhergehende Nutzererfahrung ist es vor allen Dingen wichtig, eine visuelle Hierarchie einzuhalten und stringent zu sein, so sollten relevante Überschriften mehr Kontrast/Schwarzwert besitzen, als Unterüberschriften. Call to Actions (CtA) sollten immer die gleiche Farbe haben, und sich von den anderen Farben aufmerksamkeitsstark unterscheiden. So lernt der Nutzer: Hier wird etwas von mir verlangt. Klickbare Elemente sollten ebenfalls in einer einheitlichen Farbe gefärbt sein, das bezieht sich sowohl auf Bild-Elemente (die ggf. mit einer Schattierung oder einem Overlay der Farbe reagieren), wie auch Links im Text, die in der Farbe unterstrichen sind oder gar den Text in besagter Farbe darstellen. Stringenz, Responsibilität (bei Mouser-Over o.ä.) und Kontrast sind dabei die wichtigen Schlagbegriffe.
Was für Inhalte empfiehlst du denn meistens (ohne jetzt zu sehr verallgemeinern zu wollen) um Nutzer wirklich zu erreichen? Denn Texte sind zwar schön für das Ranking, werden aber oft nicht gelesen. Zudem stehen gerade jüngere Nutzer vor allem auf Videos. Wie gehst du damit um?
Natürlich gibt es allgemeingültige, nutzerübergreifende Vorlieben, dennoch gilt auch hier: Es muss zur jeweiligen Zielgruppe passen. Im B2B bin ich großer Fan von Präsentationen oder Slides, da der Nutzer im Gegensatz zu Videos selbst bestimmen kann, wie lang er eine Folie betrachten möchte. Erklärvideos sind im B2B ebenso sehr beliebt, da es häufig um komplexe Sachverhalte geht und es sich lohnt diese zu vereinfachen. Wie du schon richtig gesagt hast, sind Videos ein allgemein sehr beliebtes Medium, da man sich zurücklehnen und ähnlich wie beim Fernsehen passiv berieseln lassen kann. Gleichzeitig ist es extrem wichtig, dass diese Videos dann auch gut gemacht sind (Aufbau, Inhalt, Dramaturgie, Produktion), sonst kann das mehr schaden als helfen.
Meine Devise lautet: “Je mehr unterschiedliche Medien sich auf einer URL befinden, umso wahrscheinlicher ist es, dass der Nutzer zufrieden mit seiner Sucherfahrung sein wird. Wieso? Weil jeder Nutzer selbst entscheiden kann, welches Medium seinen Präferenzen und seiner Situation am besten entspricht. Wer in der Bahn sitzt, hört vielleicht lieber den Podcast als den Text zu lesen, wer sich im Büro findet und einen großen Bildschirm vor sich hat, schätzt vielleicht mehr die Infografik, die er auch lokal abspeichern kann. Um Nutzer “wirklich zu erreichen”, um es in deinen Worten zu sagen, empfehle ich also, die gleichen Inhalte mit unterschiedlichen Medien zur Verfügung zu stellen. Das mag vorerst ineffizient erscheinen, ist durch die daraus resultierenden SEO-Vorteile aber doch auch wieder sehr effektiv.
Oje, das hört sich nach viel Arbeit an :). Was sind denn für dich als Nutzer die liebsten Inhalte? Hast du ein Format, das dir persönlich am meisten Freude bereitet?
Beruflich bin ich großer Fan von Videos und insbesondere Screen-Captures. Das viele Surfen im Web macht das aktive Lesen irgendwann anstrengend und mühsam, da tut es gut, sich zurückzulehnen und dabei dennoch etwas zu lernen.
Ähnlich funktionieren Webinare für mich, mit dem Vorteil, dass man mit dem Referenten interagieren kann, sich mögliche Fragen direkt klären lassen und der Gesprächsverlauf mitgestaltet werden kann. Der Trade-Off ist dabei das kleine zeitliche Fenster - und Recaps/Aufnahmen schaue ich mir davon irgendwie nie an.
Lustiger- und passenderweise finde ich in letzter Zeit auch mehr und mehr Gefallen an Interviews, da die Worte nicht perfekt oder beschönigend ausformuliert sind und man ein Gefühl für die Person hinter den Worten erhält. Man muss keine Zwischenüberschriften interpretieren, sondern kann basierend auf einer Frage antizipieren, ob man interessiert an der Antwort ist oder nicht. Ein tolles Format für Text-Inhalte, das du bereits sehr gut dich und das SEO-Portal einsetzt.
Vielen Dank! Mir machen Interviews von all unseren Formaten auch am meisten Spaß, da ich immer etwas dazulerne und Menschen kennenlerne, die ich sonst vielleicht nie getroffen hätte. In diesem Sinne nochmal Danke für deine Zeit und die ausführlichen Antworten - die letzten Worte gebühren natürlich dir.
Vielen Dank Oli für dein Interesse und deine vielen guten Fragen. Kompliment an dich und das Team für dieses tolle Format und die insgesamt sehr gelungene Plattform! Ich hoffe auch die SEO-Potal-Leser konnten das eine oder andere mitnehmen und sogar auf ihre oder die Website ihrer Kunden übertragen. Wem die o.g. Themen gefallen ha
















- Verwendung des Burger-Menus auf Desktop - wenn die Zielgruppe nicht gerade stark digital- und design-affin ist, würde ich vom Burger-Menu abraten oder zumindest “Menu” daneben schreiben.
- Fehlende Übersichtsverlinkung im Dropdown der Navigation - sobald es in der Navigation ein Drop-Down gibt, klicken die Nutzer meist nur noch die tiefere Ebene an. Wenn dann aber die Übersicht-URL keinen eigenen Reiter im Drop-Down hat, wird die URL meist auch nicht geklickt.
- Drop-Downs mit mehr als 5 Unterpunkten und die fehlende Beachtung der Hierarchie - “First things first!”
- Allg. fehlende Konzentration auf die mobile Website - noch viel zu oft heißt es “desktop first” und bei mobil wird dann gewurschtelt. Aus UX-Sicht bin ich großer Fan von “responsive content”, habe hier aber noch keine klare Empfehlung hinsichtlich SEO gefunden (mobile first Index Update).
- Fehlende Auseinandersetzung mit der Farbgebung von Inhaltselementen - welche Farbe bedeutet was? Werden die Farben stringent verwendet? Reagieren die Elemente, wenn ich darüber hovere? Was ist klickbar und was nicht? Hier gibt es fast immer Nachholbedarf.
- Schlechte Schrift- und Abstandsverhältnisse - Das sehe ich besonders oft bei hard-gecodeten Websites, wo klassische Design-Prinzipien nicht eingehalten werden und die Website deshalb leider einen unseriösen oder unprofessionellen Touch erhält.









