Facebook testet "umstritten" Label für Fake News

von Oliver Engelbrecht

Kategorie(n): News Datum: 8. März 2017

Test gegen Fake News

Fake News, also Nachrichten, die die die Wahrheit beugen oder komplett ignorieren, werden immer mehr zum Problem. Gerade in sozialen Netzwerken, wo jeder alles teilen was, was auch nur annähernd den Regeln entspricht, verbreiten sie sich rasend schnell und sorgen oft für unschöne Diskussionen. Doch was können Betreiber der Netzwerke tun? Hier werden aktuell unterschiedliche Ansätze getestet. Facebook hat nun ein Konzept vorgestellt, bei dem die betreffenden Artikel nicht gelöscht werden. Vielmehr will man einen Hinweis einbauen, dass die jeweiligen Inhalte umstritten sind beziehungsweise angezweifelt werden. Dies geschieht mit einem Label, das in dem englischsprachigen Test ein rotes Ausrufezeichen in einem weißen Dreieck auf rotem Grund beinhaltet. Daneben steht "Disputet by [Name des Zweifelnden]" und mit einem Klick hat man die Möglichkeit, die Gründe für den Zweifel herauszufinden. umstritten FB Wer einen solchen Beitrag teilen möchte, erhält dann einen zusätzlichen Warnbildschirm. Dieser weist noch einmal auf die wenig vertrauenswürdigen Inhalte hin und soll Nutzer davon abhalten, diese weiterzuverbreiten. Das Teilen geht dann erst nach einer weiteren manuellen Bestätigung. umstritten FB 2

Hilfreich oder nicht

Die Frage ist nun, inwiefern dieser Ansatz beim Kampf gegen Fake News helfen wird. Auf der einen Seite ist dieses Hervorheben sicherlich besser, als falsche Inhalte (solange sie nicht gegen die Regeln verstoßen) einfach zu löschen. Denn dies würde Nutzer nur dazu bringen, Zensur zu wittern. Doch werden sich Nutzer, egal aus welchem politischen Spektrum, von einem solchen Hinweis beirren lassen? Denn wenn jemand von der "Gegenseite" einen Artikel anzweifelt, kann dies sicher oft als zusätzliche Bestätigung gesehen werden. Und eine internationale und unabhängige Behörde für Faktenchecks gibt es nicht und wird es wohl auch nie geben. Zudem stellt sich die Frage, in welchem Rahmen diese Warnhinweise eingesetzt werden müssen. Sollten zum Beispiel alle Inhalte einer Satirezeitschrift wie dem Postillion mit einem Faktencheck belegt werden, würde es deren Sinn ad absurdum führen. Jedoch ist zu bedenken, dass auch satirische News hin und wieder für Stimmungsmache genutzt werden.

Hirn anschalten hilft

Hier wird wieder einmal deutlich, dass soziale Netzwerke zwar jedem eine Stimme geben - oft wird jedoch nicht nachgedacht, sondern alles geteilt und als Aufreger genutzt, was in das eigene politische, soziale oder religiöse Weltbild passt - und alle Seiten fallen hier wiederholt negativ auf. Dann helfen auch Faktenchecks nur in begrenztem Maße weiter. Vielmehr wäre es schön, wenn Nutzer beim Lesen auch einmal nachdenken, abwägen und weitere Quellen und Belege für Behauptungen suchen würden. Doch diese Hoffnung ist sicher genauso unrealistisch wie die, dass alle Nachrichten zu 100% korrekt und faktenbasiert sein sollten. Es wird also noch einige Zeit ins Land gehen, bis das richtige Maß zwischen Wanrhinweisen, Zensur und Eigenverantwortung gefunden wird. Es liegt an uns als Nutzern der Netzwerke, diese Prozesse kritisch und Aufmerksam zu begleiten, um das Abrutschen in ein wie auch immer geartetes Extrem zu verhindern. In diesem Sinne ist der aktuelle Ansatz von Facebook sicher ein Schritt in die richtige Richtung.