Google geht gegen Fake News vor

von Oliver Engelbrecht

Kategorie(n): News Datum: 16. März 2017

Anleitung für Quality Rater

Der Kampf gegen Fake News wird für Unternehmen, die Nachrichtenbeiträge verbreiten, immer wichtiger. Erst vor wenigen Tagen berichteten wir, dass Facebook nun ein "umstritten" Label testet, mit dem Nutzer solche Beiträge anzweifeln können. Und auch Google hat sich nun eine neue Vorgehensweise überlegt. Hierbei geht es jedoch um einen Ansatz, der nicht durch den normalen Nutzer in gang gesetzt wird. Vielmehr soll schon vorher verhindert werden, dass die entsprechenden Seiten überhaupt eine große Aufmerksamkeit erfahren. Google setzt hierbei auf den Einfluss der Quality Rater. Diese schauen sich im Auftrag von Google immer wieder Suchergebnisse an und bewerten diese im Hinblick auf ihre Qualität. Dafür erhalten sie einen umfangreichen Guide, auf dessen Grundlage die Analyse von Statten gehen muss. Und genau diesen Guide hat Google nun angepasst und das Thema Fake News deutlicher aufgenommen.

Seiten von schlechter Qualität

Google hat zuerst neue Attribute für Seiten aufgenommen, die von den Ratern als qualitätsarm eingestuft werden sollen. Dabei geht es um Seiten, die bekannte Seiten nachahmen, die Nutzer wissentlich Falschinformationen täuschen, die sich als Newsseiten präsentieren (um eine Person, ein Unternehmen oder eine Organisation durch Missinformation zu unterstützen), die unbewiesene Verschwörungstheorien oder zweifelhafte medizinische Informatuionen als Fakten präsentieren oder die Hass und Gewalt gegen Menschengruppen propagieren. Ob dies im Endeffekt etwas bewirken wird, ist jedoch mehr als fraglich. Denn Nutzer, die gezielt nach solchen Themen suchen, werden diese auch weiterhin finden. Zudem werden sie Informationen der "Gegenseite" eher selten glauben und eine Abwertung ihrer Lieblingsseiten sicher auch als "Propaganda des Mainstreams" sehen. Viel spannender ist da der zweite Schritt, den Google aktuell geht.

Die "ärgerlich/beleidigend" Flag

Google hält seine Quality Rater nun dazu an, dieses Attribut zu vergeben, wenn eine Website verstörende Inhalte hat. Ein Beispiel hierfür wäre die Leugnung des Holocaust. Allgemein geht es um Inhalte, in denen Hass oder Gewalt aus ethnischen, religiösen oder sexuellen Gründen gepredigt wird. Hinzu kommen gewalttätige Inhalte wie Kindesmisshandlungen und Anleitungen zu Straftaten. Vergeben Quality Rater diese Flagge, hat dies jedoch erst einmal keinen direkten Einfluss auf das Ranking. Vielmehr dient dies als Hinweis für die Google-Mitarbeiter, die direkt an den Algorithmen arbeiten. So soll den Algorithmen dabei geholfen werden, zu lernen, solche Inhalte von selbst zu erkennen. Sobald Algorithmen dies erkennen, soll es weniger wahrscheinlich werden, dass Nutzer bei allgemeinen Suchen zu dem jeweiligen Thema eine geflaggte Seite zu sehen bekommen. Sucht jemand jedoch explizit nach solchen Inhalten, dann wird er sie auch weiterhin zu sehen bekommen. Wer eine "ärgerliches/beleidigendes tolerierende Suche" durchführt, soll jedoch zudem auch faktenbasierte, verifizierte Inhalte erhalten. So soll bei den Suchbegriffen immer davon ausgegangen werden, dass der Nutzer sich über den wirklichen Stand der Nachrichten oder der Forschung zu einem bestimmten Thema informieren möchte.

Fazit

Google versucht, wie so oft, ein Problem mit Hilfe der Quality Rater auf algorithmischem Wege zu lösen. Es wird interessant, zu beobachten, ob dieser Ansatz von Erfolg gekrönt sein wird. Bei ersten Tests hat sich laut Search Engine Land auf jeden Fall gezeigt, dass sich die Suchergebnisse zum Thema Holocaust deutlich verbessert haben. Doch bei anderen Themen ist es nicht ganz so einfach. Auch gibt es fraglos Cimmunities, in denen die entsprechenden Seiten zirkulieren und so weiterhin zu ihrem Traffic kommen. Interessant ist zudem, dass Themen nicht aufgrund von politischen Ansichten geflaggt werden dürfen. Dies ist richtig und wichtig, da politische Meinungen, solange sie sich auf dem Boden des Gesetzes bewegen, nun einmal weit auseinandergehen. Und keine demokratische Meinung sollte über eine andere demokratische Meinung erhoben oder geschützt werden. Fraglich ist auch weiterhin, wie beispielsweise mit Satire umgegangen werden soll. Diese zielt nicht nur darauf ab, beleidigend zu sein, sondern ist in vielen Fällen auch klar als Fake News zu sehen - jedoch mit dem Anspruch der Unterhaltung. Hier wird es für Google wichtig sein, den Spagat zu schaffen: Schlimme Dinge wie die Holocaustleugnung oder rassistische Beleidigungen zu flaggen, während die freie politische Meinungsäußerung und die Satire geschützt werden. Denn in der aktuellen Debatte ist es oft so, dass auch solche Meinungen als beleidigend eingestuft werden sollen, die einfach aus einer anderen politischen Richtung kommen. Gegen solche Forderungen wird Google sich standhaft wehren müssen, um die politische Diversität und Neutralität der Suchergebnisse zu gewährleisten. Kann dies erreicht werden, so könnte der algorithmische Ansatz mit Hilfe der Quality Rater durchaus gelingen.