Wettbewerbsverzerrung? Großbritannien ermittelt gegen Google

von Anna-Susanne Müller

Kategorie(n): News Datum: 31. Mai 2022
Hat Google seine marktbeherrschende Position für digitale Werbetechnologie missbraucht? Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) hat eine Untersuchung gegen Google eingeleitet, um diesen Sachverhalt zu klären. Konkret vermutet die CMA, dass Google die Kompatibilität seiner Anzeigenbörse in der Ad-Tech-Branche mit Anzeigenservern von Drittanbietern bewusst erschwert oder sogar gänzlich behindert, um so Konkurrenten und Wettbewerber auszustechen. „Wir befürchten, dass Google seine Position in der Werbetechnologie nutzen könnte, um seine eigenen Dienste zum Nachteil seiner Konkurrenten, seiner Kunden und letztendlich der Verbraucher zu bevorzugen“, so Andrea Coscelli, Chief Executive der CMA. „Ein nachlassender Wettbewerb in diesem Bereich könnte die Werbeeinnahmen von Publishern verringern, die möglicherweise gezwungen sind, die Qualität ihrer Inhalte zu kompromittieren, um Kosten zu senken, oder ihre Inhalte hinter Paywalls zu stellen. Es kann auch zu höheren Kosten für Werbetreibende kommen, die durch höhere Preise für beworbene Waren und Dienstleistungen weitergegeben werden.“

Inhalte der Untersuchung

Mit 70 % Marktanteil ist Google unbestreitbar der Marktführer, wenn es um Online-Werbung geht. Dabei erhebt der Konzern nicht nur von Publishern, sondern auch von Werbetreibenden Gebühren. Seit mehreren Jahren steht das Unternehmen aber auch in der Kritik, denn der Umgang des Konzerns mit Wettbewerbern ist für viele Experten fragwürdig. Folgende Punkte sollen in der Untersuchung der CMA nun geklärt werden:
  1. Hat Google die Nutzbarkeit und Verknüpfungs-Möglichkeiten seines Ad Exchange mit Ad-Servern von Drittanbietern eingeschränkt oder diese Dienste vertraglich aneinandergebunden? Das würde es für konkurrierende Ad-Server schwieriger machen, sich durchzusetzen.
  2. Verzerrt die Rolle von Google in der Ad-Tech-Branche möglicherweise den Wettbewerb?
  3. Behindert der Konzern den Wettbewerb im digitalen Werbemarkt tatsächlich bewusst massiv?

Eigene Dienste im Fokus?

Nachdem bereits im Jahr 2021 eine Ermittlung der CMA gegenüber Google eingeleitet wurde, reagierte der Konzern darauf, indem er viele Verbesserungen und Roll-outs ankündigte, die unter anderem Cookies von Drittanbietern aus Chrome verbannen sollten. Die Regulierungsbehörde benennt als Grund für die nun zweite offiziell eingeleitete Untersuchung gegen Google dessen Dominanz auf dem digitalen Werbemarkt sowie die Befürchtung, dass Google eigene Ad-Exchange-Dienste bevorzugt behandelt. Bild: King's Church International / unsplash.com