In unserer Reihe “Personen aus der Szene” stellen wir euch regelmäßig Persönlichkeiten vor, die in Eurer Übersicht nicht fehlen sollten. Diese Menschen bringen die Szene wirklich voran und überzeugen mit spannenden Ideen und interessanten Insights.
Heute geht es um: Ines Schaffranek
Hallo Ines und vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst. Du bist den meisten SEOs sicherlich wegen deiner Sketchnotes bekannt. Aber kannst du dich darüber hinaus einmal kurz den Leuten vorstellen, die dich noch nicht kennen?
Klar! Ich bin damals über ein SEO-Traineeship zum Online Marketing gekommen. Zu der Zeit wurde das Panda-Update veröffentlicht, was mir sehr gelegen kam. Jetzt war nicht nur eine solide technische Optimierung gefragt, sondern auch eine inhaltliche. Dann habe ich letztes Jahr bei Geschenke24.de als Online Marketing Managerin angefangen, wo ich mich um technisches SEO und um Online-Inhalte kümmern kann. Ein Traum!
Du hast mir mal erzählt, dass du bei Geschenke24.de vor allem im Homeoffice arbeitest. Was sind für dich die Vorteile dieser Konstellation - und vermisst du einen wirklichen Büroalltag trotzdem manchmal?
Der größte Vorteil im Homeoffice ist natürlich die Jogginghose, die ich dabei tragen kann! :-) Davon mal abgesehen konnte ich schon immer am produktivsten sein, wenn ich für einige Stunden am Stück ungestört sein kann. Außerdem ist es fantastisch, dass ich von überall arbeiten kann! Den normalen Büroalltag vermisse ich deshalb überhaupt nicht. Aber ich freue mich immer sehr, wenn ich die Kollegen zu Gesicht bekomme!
Ich gehe auch hin und wieder in ein Coworking-Büro, um mich mit anderen Menschen auszutauschen. Da bekomme ich immer viele gute Ideen und Antrieb.
Was sind denn deine Taktiken, um dich auch zu Hause immer dazu zu motivieren, dich an die Arbeit zu setzen? Erfordert das Ganze bei bei dir eine starke Eigenmotivation, oder ist dein Arbeitsalltag auch durch die vielen Konferenzen so bunt, dass es dir meistens leicht fällt, alles zu schaffen?
Ich muss mich wirklich nicht groß motivieren, an den Schreibtisch zu gehen. Die Arbeit macht mir Spaß und ich will natürlich auch zeigen, dass mein Chef kein Risiko eingeht, mich im Homeoffice sitzen zu lassen.
Aber es hilft, dass ich ein eigenes Arbeitszimmer habe, in das auch niemand einfach so reinpoltern darf. Sitze ich da drin, bin ich für den Rest des Haushalts nicht ansprechbar. Ein Tipp vielleicht: Wenn man sich bei der Einrichtung des Arbeitszimmers so viel Mühe gibt, wie beim Wohnzimmer, geht man noch lieber rein.
Auf die Konferenzen freue ich mich tatsächlich noch mehr, als früher. Ohne Campixx und SEOkomm wäre es ein deutlich traurigeres Jahr!
Auf den Konferenzen bist du ja auch und gerade für deine Zeichenkünste bekannt und jeder Speaker freut sich darüber, in deinen Sketchnotes verewigt zu werden. Wie bist du darauf gekommen, solche Zeichnungen anfertigen zu wollen? Und wie hast du dir das schnelle Zeichnen antrainiert?
In meiner Ausbildung musste ich für seo-trainee.de auch Recaps zu den besuchten Konferenzen schreiben. Unter höchster Anspannung, nur um ja kein Wort zu verpassen, habe ich fast stenografisch mitgeschrieben. Die seitenlangen Notizen habe ich dann im Nachgang noch einmal als Blog-Artikel abgeschrieben. Nur um zu erkennen, dass ich so gut wie nichts davon behalten, geschweige denn gelernt, habe!
Ich habe nach einer Methode gesucht, mit der ich meine Notizen effektiver gestalten kann und habe Sketchnotes entdeckt. Nun kann ich das Gesagte und Gehörte entspannter und unter Einsatz meiner eigenen Ideen und Gedanken mitverfolgen, und mir gleichzeitig merkenswerte Notizen erstellen.
Antrainiert habe ich es mir - wie das Wort schon impliziert - durch viel Übung! Aber die Lernkurve verläuft gerade am Anfang steil nach oben, was mir genügend Motivation gegeben hat, mich immer weiter zu verbessern.
Das ist ein toller Ansatz. Ich habe auch gerade auf der Campixx wieder gemerkt, wie viele Seiten ich vollgeschrieben habe. Und wo wir von der Campixx sprechen: Du hast dort ja einen Zeichenworkshop für Unbegabte gehalten. Wirst du das in Zukunft häufiger machen, denn viele scheinen da ja wirklich etwas mitzunehmen?
Klar, auf Konferenzen oder Barcamps gebe ich ja immer gerne einen Crash-Kurs, auf meinem Blog pheminific.de gibt es auch einen Einstieg in das Thema.
Ich habe letztes Jahr ein gutes Workshop-Konzept ausgearbeitet, das ich als Video vermarkten wollte. Allerdings habe ich mich jetzt für die Zusammenarbeit mit einem Verlag entschieden und arbeite an einem Buch über Sketchnotes. Aber ich kann mir gut vorstellen, für die Leser auch ergänzende Videos zu erstellen.
Es wäre schön, wenn immer mehr Menschen entdecken, wie effektiv man Zettel und Stift einsetzen kann! Gerade Firmen können nicht nur durch die verbesserte Kommunikation profitieren, sondern auch gemeinsam Konzepte, Pläne und Strategien erarbeiten.
Wir leben und arbeiten inzwischen so digital, dass wir den Wert von etwas Anfassbaren und Sichtbaren vielleicht umso mehr zu schätzen wissen?
Ganz bestimmt. Und Glückwunsch zu dem Deal mit dem Verlag, auf das Buch sind sicher viele Leute schon jetzt gespannt - auch weit über unsere Szene hinaus. Hast du denn schon einen groben Fahrplan, was alles in dem Buch stehen wird und wann es ungefähr erscheinen soll?
Vielen Dank! Ich habe eine Inhaltsübersicht erstellt und meine Lektorin hat diese zusammen mit einer Projektbeschreibung bei der internen Programmkonferenz eingereicht.
Wir haben uns dazu entschlossen, den Fokus nicht nur auf einen ersten Einstieg in das Thema zu legen. Das größte Problem bei Neueinsteigern ist meist, dass sie nicht wissen, wie sie dann tatsächlich einfach anfangen können. Und vor allem, wie sie am Ball bleiben und sich kontinuierlich verbessern können.
Sketchnotes sind meiner Meinung nach aber eh nur die Einstiegsdroge zu einer visuelleren Denk- und Arbeitsweise. Ich freue mich darauf, mich in den nächsten Monaten intensiv damit zu beschäftigen.
Wenn alles glatt läuft, ist das Buch in einem Jahr auf dem Markt. Aber ich denke jetzt schon an einen Vermarktungsmasterplan inklusive der besten Nerd-Neuerscheinungsparty der Welt! Mindestens.
Na da sind wir ja gleich mal doppelt gespannt. Du dürftest also im nächsten Jahr sehr gut ausgelastet sein. Um Mal die Kurve zur SEO zu kriegen: Wie hat sich für dich die Szene seit deinem Traineeship verändert. Sowohl zum Guten als auch vielleicht zum Schlechten?
Ich finde es großartig, wie formlos und unkompliziert man in der SEO-Szene Kontakte knüpft und Geschäftsbeziehungen begründet. Von Anfang an habe ich sehr von der Hilfsbereitschaft der Szene und von viel Nachwuchsförderung, wie zum Beispiel durch Karl Kratz, profitiert.
Man merkt, dass inzwischen mehr Wert auf Seriosität gelegt wird, und dass man sich für viele Themen abseits von SEO interessiert. Bedauerlich finde ich manchmal die unangebrachte Bissigkeit, Neid und Aufgeblasenheit. Aber das gibt es natürlich nicht nur bei uns.
Wenn ich eine Sache verändern könnte, dann wäre es eine abwechslungsreichere und spannendere Auswahl an Speakern auf den Konferenzen. Ich sehe seit Jahren immer die gleichen Personen auf der Bühne! Aus meiner Sicht schaffen es bisher nur die SEOkomm und die SEO Campixx für frische Betrachtungsweisen zu sorgen. Und ich meine nicht nur, dass es zu wenig Frauen auf den Bühnen gibt (was zutrifft). Alter, Werdegang und Lebensgeschichte sind nur einige Faktoren, mit denen man mal für deutlich mehr Diversität sorgen könnte.
Das ist ein interessanter Ansatz. Fallen dir denn spontan ein paar Leute ein, die einmal auf der großen Bühne stehen sollten - oder die wir vielleicht auch einmal interviewen könnten? Und was macht diese Menschen interessant?
Ganz spontan fallen mir Gudrun Wegener, die gesamte Wingmen Gang, Diana Knodel und Freya Oehle ein.
Gudrun arbeitet seit einem Jahr an achtungdesigner.de und hat in der kurzen Zeit ein wichtiges Portal für Designer geschaffen, die auch mal gutes Geld mit ihrer Arbeit verdienen wollen.
Die Kollegen bei Wingmen Online Marketing, wie Stefan Vorwerk, Anita Böhm und Justus Blümer, sind verdammt smarte Wiesel!
Fantastisch ist auch Diana Knodel, die vor Kurzem mit ihren App Camps die Google Impact Challenge gewonnen hat. Dafür hat sie übrigens ihren Job bei Xing hinter sich gelassen.
Und Freya Oehle ist die Gründerin von Spottster. Die sollte man auch unbedingt kennen.
Wenn ich etwas länger nachdenke, fallen mir bestimmt noch mehr Leute ein!
Wenn dir noch mehr spannende Leute einfallen, dann sag uns einfach Bescheid. Ansonsten danken wir dir herzlich, dass du dir so viel zeit genommen hast. Und dir gebühren natürlich die letzten Worte.
Mein Chef Uwe Hamann spricht auf der SEOkomm über seinen Werdegang vom Affiliate zum Unternehmer. Geht da unbedingt hin! Meine allerletzten Worte sollten aber eine Sketchnote sein, oder?
Kategorie(n): Personen aus der Szene
Datum: 28. April 2016