Warum Fake Testseiten schon bald ausgedient haben könnten

von Oliver Wrase

Kategorie(n): Ratgeber Datum: 22. Juni 2016
Schockiert, weil Du eine Seite mit Testberichten betreibst? Brauchst Du nicht sein, denn ich will hier bestimmt niemanden anprangern. Mir geht es nur um einen Abriss zu diesem scheinbar doch sehr polarisierenden Thema. Die einen sind davon überzeugt, dass Testseiten die ultimativen Provisionsbringer sind, andere sträuben sich gegen schlecht programmierte Websites mit billigen Templates und dünnem Inhalt.

Warum die Testseiten immer beliebter werden

Testseiten zu beliebigen Produkten sind derzeit sehr beliebt. Vor allem Neueinsteiger in Affiliate Marketing unterliegen dem Irrtum, dass man lediglich eine $$$-test.de Domain benötigt und sofort beginnen kann, damit Geld zu verdienen. Leider ist dies absolut nicht der Fall und rein rechtlich bewegt man sich in einer Grauzone, wenn die Produkte nicht tatsächlich auch nachweislich getestet wurden. Gerade mit den echten Testberichten lässt sich jedoch eine Menge Geld verdienen, wie man am Beispiel der Stiftung Warentest sieht. Hier werden Produkte von allen Seiten beleuchtet und unter unzähligen Gesichtspunkten bewertet, bis schließlich ein Gesamtergebnis feststeht. Der Verdienst liegt hier jedoch nicht in einer Affiliate Provision, sondern im Verkauf von ausführlichen Testberichten, Ratgebern und Fachbüchern, sowie im Aboverkauf zum Test Magazin. Das Problem bei der Sache: Wenn jemand etwas empfiehlt und für den Verkauf eines Produktes Geld bekommt, sieht es sehr schnell danach aus, als würde einer Bewertung bewusst auf die Sprünge geholfen. Jeder Affiliate empfiehlt letztendlich ein Produkt. Was also tun?

Schnelles Geld durch das Amazon Partnerprogramm?

Googelt man ein Produkt in Kombination mit den Begriffen Test, Testsieger, Testbericht etc., landet man sehr schnell auf diversen Affiliate Seiten. Produkte werden auf der Startseite meistens schon in Tabellenform angezeigt und erhalten vom Betreiber der Seite ein Ranking. In den meisten Fällen handelt es sich hierbei um Daten, die per Plugin oder API aus Amazon ausgelesen wurden. Weder hat sich hier der "Redakteur" die Mühe gemacht, die Daten von Hand zu erfassen, noch hat er mit hoher Wahrscheinlichkeit das Produkt jemals in der Hand gehabt. Natürlich unterstelle ich nicht allen Testseiten, dass die Testberichte gefaked sind, aber der Prozentsatz ist schon sehr hoch. Das führt langfristig dazu, dass die Suchergebnisse den Nutzern von Google nicht mehr das liefern, was sie eigentlich sehen wollen. Und das führt wiederum dazu, dass Google früher oder später mit diesem "Problem" umgehen muss. In den Webmaster Hangouts tauchen immer mal wieder Fragen auf, die dieses Thema behandeln. Dort beschweren sich Webmaster beispielsweise darüber, dass dünne Affiliate Vergleichsseiten deutlich bessere Seiten zu diesem Thema in den Suchergebnissen überholen. Die Antwort ist häufig dieselbe: "Wir arbeiten daran. Wir beachten viele Dinge. Wir haben das auf dem Schirm." Wie lange werden solche Affiliate Seiten also noch relativ schnell relativ gut gefunden?

Fake oder echt? So erkennt man gepimpte Testberichte

Wenn ich nach einem Testbericht zu einem Produkt suche, dann meide ich hauptsächlich Seiten, die folgende Kriterien einzeln oder im Ganzen erfüllen:
  • Das Produkt auf Platz 1 ist gleichzeitig das teuerste seiner Art
  • Es gibt zu den beliebtesten Suchtermen (Produkt +Test) jeweils eine Unterseite und dort ist das gesuchte Produkt grundsätzlich der Testsieger
  • Es gibt keine Fotos, auf denen man einen echten Menschen mit dem Produkt sieht
  • Es werden nur Fotos des Herstellers verwendet
  • Die Testberichte widersprechen sich untereinander
  • Die Qualität des Contents ist insgesamt schlecht und wirkt maschinell erstellt
  • Der "Redakteur" zeigt sich mit Bild und "Namen". Das Bild wird jedoch auf unzähligen anderen Seiten mit anderen Namen verwendet

Quality rules - Das gilt auch bei Testseiten

Bei den meisten Produkten ist es durchaus möglich, Testartikel vom Hersteller zu bekommen. Natürlich muss man in diesem Fall selbst zuerst die Qualitätsmarke hoch anlegen, bevor man aktiv auf einen Shop oder einen Hersteller zugeht. Glaubt Ihr, dass ein Hersteller für Kinoheimanlagen etc. eine 200 Euro teure Box zum Testen bereitstellt, wenn der Artikel auf einer 5-Seiten-im-Index-Affiliate Seite platziert werden soll? Ich nicht! [caption id="attachment_13097" align="aligncenter" width="788"]testberichte-kaffeemaschinen Alle sind fleißig. Es wird getestet in Deutschland[/caption] Vielleicht sollten sich die Betreiber solcher Seiten langfristig Gedanken darüber machen, ob die Nachhaltigkeit bei solchen "Projekten" gegeben ist und ob es nicht besser ist, sich auf echte Projekte zu konzentrieren. Früher oder später kommt sowieso die große Rankingkeule. Unabhängig davon ist es schade, dass viele Menschen sich auf die Empfehlung verlassen und später unzufrieden mit einem schlechten Produkt hantieren müssen.
  1. Ein Testbericht kann so aussehen: http://www.e-zigarette-tipps.de/ud-zephyrus-sub-ohm-verdampfer-test-und-review/
  2. Er kann aber auch so aussehen: http://baby-test.org/baby-schlafsack-test/
Wo bei welchem Testbericht wirklich etwas getestet wurde, entscheidet nun jeder selbst. Es gibt übrigens einige interessante Seiten zu dem Thema. Daniel Brückner betreibt beispielsweise die Toptestsieger. Dort findet Ihr reichlich Infos zu Abofallen, Fakeseiten und vielem mehr. Hängt Euch doch einfach mal auf Facebook an ihn ran, so bleibt Ihr garantiert auf dem Laufenden, was Fakes im Internet angeht. Er nimmt nämlich kein Blatt vor den Mund, wofür ihn sicherlich einige schräg ansehen.

Warum ich diesen Artikel schreibe

Ich bin der Meinung, dass das Internet von Qualität leben muss. Google hat lange versucht, die Spamseiten aus dem Index zu vertreiben und irgendwie hab ich das Gefühl, dass hier noch relativ viel Nachholbedarf ist. Die SERPs sehen in vielen Bereichen schon sehr gut aus, in anderen jedoch umso schlimmer und es empfiehlt sich, mehr oder weniger scherzhaft, der Einstieg in Seite 3 der Suchergebnisse.

Wie ich Seiten besser machen würde

Natürlich ist es schwierig, die Keywords Test, Testbericht usw. abzugreifen, ohne den Anschein zu erwecken, ein Produkt tatsächlich getestet zu haben. Es gibt jedoch immer Mittel und Wege, wie man Keys in einem Text verbaut und trotzdem fair bleibt. Produkte können auch schlicht und einfach nur beschrieben werden. Ich würde die Fähigkeiten, Features, Neuigkeiten usw. herausstellen. Ich würde beschreiben, wer in welcher Situation wohl am besten zu Produkt XY greift. Wie wäre es mit einem Vergleich zweier Produkte? Oft ist es ja so, dass die Kunden bei Amazon sich nicht zwischen zwei oder drei verschiedenen Artikeln entscheiden können. Hier bietet es sich an, die offensichtlich (auch ohne direkten Kontakt) erkennbaren Features herauszustellen, damit der Leser besser vergleichen kann. Die Kaufrate ist vielleicht nicht ganz so hoch, als würde der Leser glauben, er kaufe einen "Testsieger". Dafür kauft er höchstwahrscheinlich aber das Produkt, welches am besten zu ihm passt. Und das empfiehlt er weiter. Und er gibt ein Like. Und der teilt Euren Artikel eventuell. Und... und... und...